Zentrum für
Integrative
Psychotherapie
Bahnhofstr. 27-33
65185 Wiesbaden
0611 - 447 692 02
Besondere Persönlichkeitsstile
Symptome und Erscheinungsformen
Traditionell
sprechen
die
Psychiater
bei
bestimmten
Denk-
und
Verhaltensweisen
von
"Persönlichkeitsstörungen".
Dieses
Wort
ist
leicht
irreführend,
kann
man
davon
doch
logisch
ableiten,
dass
die
"Persönlichkeit"
-
also
der
ganze
Mensch
-
durch
und
durch
gestört,
verrückt,
daneben
und
so
weiter,
und
letztlich
umfassend
krank
ist.
Das
ist
glücklicherweise nicht so.
Zunächst
muss
erst
einmal
definiert
werden,
was
denn
eine
Persönlichkeit
ist.
Orientierend
kann
man
sagen,
dass
eine
Persönlichkeit
die
Summe
aus
verschiedenen
Denk-
und
Handlungsweisen
ist,
die
ein
Menschen
überwiegend
zeigt
und
ihn
ausmachen.
Neuere
Erkenntnisse
zeigen,
dass
Persönlichkeitsmerkmale
kontinuierlich
verteilt
sind,
dass
heisst,
dass
ein
Merkmal
mehr
oder
weniger
stark
ausgeprägt
sein
kann.
Es
ist
nicht
so,
dass
ein
Mensch
das
Merkmal
hat
oder
nicht
-
also
krank
oder
gesund,
normal
oder
abnormal
ist.
Jedes
Merkmal
ist
somit
normal,
weil es eben bei Menschen zu finden ist. Auf die Ausprägung kommt es an.
Von
einem
"Persönlichkeitsstil"
kann
man
sprechen,
wenn
bestimmte
Merkmale
-
Denk-
und
Verhaltensweisen
-
deutlich
mehr
als
beim
Durchschnittsmenschen
vorhanden
ist.
Zudem
muss
noch
kommen,
dass
der
Betroffene
diese
Denk-
und
Verhaltensweisen
relativ
unflexibel
einsetzt
und
diese
dadurch
oft
und
in
verschiedenen
Situationen
zeigt.
Hier
folgt
nun
die
Beschreibung
von
definierten
Persönlichkeitsstilen
mit
ihren
typischen
Denk-
und
Verhaltensweisen,
wobei
nicht
alle Merkmale vorhanden sein müssen:
Ängstlich-vermeidender
Persönlichkeitsstil
:
Die
Betroffenen
haben
andauernde
und
umfassende
Gefühle
von
Anspannung
und
Besorgnis;
sie
sind
überzeugt
davon,
selbst
sozial
unbeholfen,
unattraktiv
und
minderwertig
im
Vergleich
mit
anderen
zu
sein;
sie
haben
ausgeprägte
Sorgen
in
sozialen
Situationen
kritisiert
und
abgelehnt
zu
werden;
sie
gehen
überwiegend
nur
in
Kontakt
mit
anderen,
wenn
sie
überzeugt
sind,
von
den
anderen
gemocht
zu
werden;
sie
vermeiden
privat
und
beruflich
Aktivitäten,
die
intensiven
zwischenmenschlichen
Kontakt
bedingen,
aus
Angst
vor
Kritik,
Missbilligung
oder
Ablehnung;
sie
können
sich
große
Sorgen
um
ihre
Gesundheit machen und sich deshalb einschränken.
Abhängiger
Persönlichkeitsstil
:
Die
Betroffenen
ermuntern
oder
fordern
andere
auf,
die
meisten
wichtigen
Entscheidungen
für
das
eigenen
Leben
für
sie
zu
treffen,
sie
fragen
andere
häufig
um
Rat
und
lassen
ihre
Entscheidungen
bestätigen;
sie
ordnen
ihre
Bedürfnisse
den
der
anderen
unter,
zu
denen
eine
Abhängigkeit
besteht,
sind
sehr
nachgiebig
und
fordern
kaum
oder
gar
nichts
ein;
sie
haben
unangenehme
Gefühle
und
erleben
sich
hilflos,
wenn
sie
alleine
sind
aus
Angst,
dass
sie
nicht
alleine
für
sich
sorgen
können;
sie
haben
große
Angst
von
Angehörigen
verlassen
zu
werden und auf sich selbst gestellt zu sein.
Zwanghafter
Persönlichkeitsstil
:
Die
Betroffenen
zweifeln
häufig
und
sind
sehr
vorsichtig;
um
gute
Ergebnisse
zu
erzielen
und
keine
Fehler
zu
machen
beschäftigen
sie
sich
sehr
mit
Details,
Regeln,
Listen,
Ordnung,
Organisation
und
Planungen,
so
dass
dieser
Perfektionismus
sie
hindert,
Arbeiten
zeitnah
fertigzustellen;
sie
sind
insgesamt
sehr
gewissenhaft
und
leistungsbezogen,
Vergnügen
und
Beziehungen
werden
häufig
vernachlässigt;
soziale
Regeln
werden
präzise
und
verlässlich
umgesetzt;
sie
wissen
genau,
was
sie
wollen
und
lassen
davon
nur
schwer
ab;
sie
delegieren
wenig
und
bestehen
darauf,
dass
Dinge
so
umgesetzt
werden,
wie
sie
das
richtig finden.
Histrionischer
Persönlichkeitsstil
:
Die
Betroffenen
stellen
sich
selbst
im
Vergleich
mit
anderen
sehr
heraus,
teilweise
mit
spektakulären
Verhaltensweisen,
und
mögen
es,
im
Mittelpunkt
zu
stehen;
sie
geben
ihrem
Gefühlen
starken
Ausdruck;
sie
aber
auch
leicht
von
anderen
und
durch
bestimmte
Situationen
beeinflussbar;
die
Stimmungen
wechseln
stark;
sie
suchen
aufregende
Situationen,
verhalten
sich
verführerisch
und
beschäftigen
sich
sehr
mit
ihrer
äußeren
Erscheinung,
um
nach
außen attraktiv zu erscheinen.
Borderline
Persönlichkeitsstil
:
Die
Betroffenen
haben
eine
deutliche
Neigung,
unerwartet
und
ohne
Berücksichtigung
der
Konsequenzen
zu
handeln;
sie
haben
wechselnde,
instabile
Stimmungen,
Schwierigkeiten
langfristig
vorauszuplanen,
heftige
plötzliche
Wutausbrüche
mit
teilweise
gewalttätigen
Handlungen,
sind
sich
unsicher
im
Selbstbild
und
ihren
inneren
Vorlieben,
haben
häufig
Gefühle
von
innerer
Leere;
Beziehungen
werden
intensiv,
aber
auch
unbeständig
gelebt
mit
wiederholten
emotionalen
Krisen;
sie
strengen
sich
übermäßig
an,
nicht
verlassen
zu
werden;
es
kommen
selbstverletzende
Handlungen
(Ritzen
und
Schneiden,
mit
Faust
oder
dem
Kopf
an
die
Wand
schlagen
und
so
weiter),
Selbstmordgedanken
und
-drohungen
und
Selbstmordversuche vor.
Narzisstischer
Persönlichkeitsstil
:
Die
Betroffenen
sind
sehr
von
sich
überzeugt
und
erleben
sich
im
Vergleich
mit
anderen
als
sehr
bedeutend;
sie
setzen
sich
für
Erfolg
und
Macht,
aber
auch
für
Schönheit
und
Ideale
ein;
sie
suchen
Kontakt
zu
besonderen
Menschen
mit
hohem
Status,
zu
denen
sie
sich
zugehörig
erleben;
sie
lieben
es,
von
anderen
bewundert
zu
werden;
sie
erwarten,
dass
andere
sie
besonders
gut
behandeln
und
ihre
Erwartungen
erfüllen;
sie
schauen
auf
ihre
Vorteile
und
sind
ausgeprägt
zielstrebig;
sie
können
häufig
die
Gefühle
und
Verhaltensweisen
anderer
Menschen
nur
schwer
verstehen
und
nachvollziehen;
sie
erleben
sich
von
anderen
beneidet
oder
beneiden
andere;
sie
verhalten
sich
so
selbstsicher,
dass
andere sie als arrogant und hochmütig erleben.
Paranoider
Persönlichkeitsstil
:
Die
Betroffenen
reagieren
sehr
empfindlich
auf
Rückschläge
und
Zurücksetzungen;
sie
vergeben
nicht
leicht
und
wenden
sich
von
Menschen,
von
denen
sie
sich
beleidigt
oder
missachtet
erleben,
ab;
sie
sind
sehr
misstrauisch
und
wachsam,
sie
glauben
leicht,
dass
andere
ihnen
feindlich
gesinnt
sind;
sie
scheuen
keine
Streit
und
beharren
auf
ihren
Standpunkt;
in
der
Partnerschaft
zweifeln
sie
leicht
an
der
Treue
des
Partners;
sie
beziehen
sich
sehr
auf
sich
selbst
und
können
sehr
von
sich
überzeugt
sein;
sie
beschäftigen
sich
sehr
mit
den
Möglichkeiten
einer
Schädigung
von
außen
und
sehen
feindliche
Handlungen
andere Menschen.
Schizotypischer
Persönlichkeitsstil
:
Die
Betroffenen
erleben,
dass
sich
andere
manchmal
auf
sie
in
besonderer
Weise
beziehen;
sie
haben
Überzeugungen,
die
andere
als
seltsam,
esoterisch
und
magisch
einschätzen;
sie
haben
außergewöhnliche
Wahrnehmungen;
sie
sprechen
auf
eine
Art,
die
von
anderen
als
vage,
umständlich
oder
übergenau
eingeschätzt
wird;
sie
sind
argwöhnisch
und
sehr
vorsichtig;
sie
reagieren
in
bestimmten
Situationen
emotional
so,
dass
andere
dies
als
unpassend
oder
zu
oberflächlich
erleben;
sie
kleiden
und
verhalten
sich
auffällig
und
ungewöhnlich;
sie
beziehen
sich
-
wenn
überhaupt
-
nur
auf
enge
Verwandte
und
haben kaum bis keine enge Freunde; es können soziale Ängste bestehen.
Schizoider
Persönlichkeitsstil
:
Die
Betroffenen
haben
nur
an
wenigen
Tätigkeiten
echte
Freude;
sie
sind
emotional
distanziert
und
eher
kühl;
sie
sind
sehr
zurückhaltend
mit
emotionalen
Äußerungen,
sei
es
nun
Ärger
oder
Zuneigung;
sie
scheinen
nach
außen
völlig
unabhängig
von
Lob
und
Kritik;
sie
sind
an
Kontakten
mit
anderen
nur
wenig
interessiert
und
bevorzugen
Aktivitäten,
die
sie
alleine
durchführen
können,
sie
haben
kaum
bis
keine
Freunde
und
unterhalten
höchstens
eine
enge
Beziehung
(Partnerschaft);
sie
beschäftigen
sich
gerne
mit
ihren
Gedanken
und Fantasien; sie interessieren sich wenig bis gar nicht für soziale Übereinkünfte.
Es
gibt
oft
Mischtypen
mit
unterschiedlich
ausgeprägten
Merkmalen.
Bei
einigen
Stilen
kommt
es
sehr
schnell
zu
psychischem
Leid,
bei
anderen
leiden
die
anderen
in
der
Umgebung,
was
der
Betroffene
nicht
oder
nur
eingeschränkt
versteht.
Wenn
der
Persönlichkeitsstil
nicht
gut
in
die
soziale
Umgebung
passt,
kann
es
zu
sozialen
und
emotionalen
Schwierigkeiten
kommen
mit
der
nachfolgenden
Entwicklung
einer
psychischen Störung.
Behandlung
So
genannte
Persönlichkeitsstörungen
galten
lange
Zeit
als
schwer
oder
gar
nicht
behandelbar.
Dies
ist
aber
ein
Irrglaube
gewesen.
Die
damaligen
Behandlungs-
methoden
waren
nicht
geeignet,
hier
etwas
durchgreifend
zu
verbessern.
Ein
Persönlichkeitsstil
kann
verändert
werden,
ist
aber
wie
fast
jede
Veränderung
schwer
und
kann
langwierig
sein.
Häufig
kostet
diese
Veränderung
aber
einen
höheren
Preis
als
wenn
"nur"
eine
umschriebene
psychische
Störung
vorliegt.
Manche
Stile
sind
mit
den
heute
bewährten
Methoden
bei
vorliegender
Veränderungsmotivation
gut
behandelbar,
für
einige
liegen
nun
seit
einiger
Zeit
spezielle
Behandlungsmethoden
vor,
die
ihre
Wirksamkeit
nachgewiesen
haben.
Als
Beispiel
sei
die
"Dialektisch-
behaviorale
Therapie
(DBT)"
nach
Linehan
für
den
Borderline-Persönlichkeitsstil
genannt.
Medikamente
können
phasenweise
helfen
schwierige
Zeiten
zu
überbrücken
oder
Therapiefähigkeit
herzustellen,
sollten
aber
langfristig
nach
erfolgreicher
Therapie
wieder abgesetzt werden.